Von Algebra bis Zucker (German Edition) by Andreas Unger

Von Algebra bis Zucker (German Edition) by Andreas Unger

Autor:Andreas Unger [Unger, Andreas]
Die sprache: deu
Format: epub
ISBN: 9783159603346
Herausgeber: Reclam Verlag
veröffentlicht: 2013-06-17T22:00:00+00:00


Kork

(Nhd.) Kork ist die Rinde des Korkeichenbaums aus den Ländern um das westliche Mittelmeer. Schon der römische Autor Plinius (gest. 79 n. Chr.) zählt verschiedene Arten der Verwendung von (lat.) cortex (›Rinde, insbesondere der Korkeiche‹) auf: Schwimmer an Netzen der Fischer, Pfropfen in Amphoren und Winterschuhe für Frauen. (Lat.) cortex (Akkusativ corticem) gelangte auf zwei Wegen in die Sprachen der Iberischen Halbinsel: Einerseits wurde es über das Mozarabische, den romanischen Dialekt der Christen unter muslimischer Herrschaft, zu (sp.) corcho (13./16. Jh.) und über eine Adjektivbildung zu (port.) cortiça, jeweils in der Bedeutung ›Kork(rinde)‹; andererseits ist es – mit noch nicht zu -tsch- erweichtem zweitem k-Laut – vielleicht über eine Berbersprache ins Arabische Nordafrikas gelangt, wo (al-)qurq erstmals im 11. Jh. in der Bedeutung ›eine Art Schuh‹, also wohl ›Sandale mit Korksohle‹, bezeugt ist. In dieser Bedeutung wurde es von den spanischen Muslimen übernommen und gelangte dann zu den christlichen Spaniern und Portugiesen in der Form alcorque; eine Form (sp., pl.) arcorcoles ist offenbar schon 1253 belegt. (1)

1419 taucht im Mittelniederdeutschen korck »Korksohle« auf; die Wortform stammt wohl aus (mndl.) kurk u. a., das in ähnlicher Bedeutung allerdings erst um 1500 belegt ist. 1589 wird dann in Bremen mit korke ein Material für Pantoffelmacher bezeichnet. Auch im Englischen erscheint (pl.) corkes 1464 in dieser Bedeutung (etwas später allerdings auch als ›Korkrinde‹ und ›Schwimmer‹). Diese Wortformen mit dem k-Laut in der Endung und in der Bedeutung ›Pantoffelsohle u. a.‹ sprechen dafür, dass sie im Rahmen des damaligen Handels von der spanischen Halbinsel nach Nordwesteuropa nicht aus (sp.) corcho, (port.) cortiça, sondern aus (sp., port.) alcorque, möglicherweise sogar direkt aus dem Arabischen Granadas oder Marokkos (qurq) entlehnt worden sind. Offenbar wurde dabei die Mode des Schuhwerks mit Korksohlen übernommen, und dieses machte dann anderen Schuhformen wohl auch deshalb erfolgreich Konkurrenz, weil, wenn »der Gurck [Kork] unter die Schuhe genäht wird … sie diejenigen, die dergleichen tragen, desto ansehnlicher machen«, wie Zedlers »Universal-Lexicon« noch 1735 unter dem Eintrag »Gurck-Baum, Pantoffel-Baum … Sohlen-Holtz, Korck-Holtz« schreibt. (2)

Die heutige Verwendung als Flaschenkorken ist bei Zedler (»der Gurck oder Korck, dessen wir uns zu Stöpseln bedienen«) ebenfalls schon kurz angedeutet; erstmals erwähnt ist sie 1530 im Englischen (»Stoppe the bottell with a corke«), im Deutschen dann 1716 (Corck). Voraussetzung war vermutlich eine (allerdings erst für das 17. Jh. in England bezeugte) technische Neuerung, durch die dickeres Glas produziert werden konnte als das bisher übliche. Auf diese Weise wurde es möglich, Flaschen herzustellen, in denen man beispielsweise Wein ohne größere Probleme konservieren und transportieren konnte. Deren Hälse waren nun auch so stabil, dass man sie mit Stöpseln aus Kork (statt Wachs- oder Lederstöpseln) verschließen konnte, ohne dass sie zerbrachen. Für diese Stöpsel setzte sich im Deutschen als Nebenform zu Kork (1741) ab dem 19. Jh. die heutige Bezeichnung Korken durch. (3)

(1) Oxford Lat. Dict. (cortex); Plinius 16,34; Corominas/P. (corcho, alcorque); Machado (cortiça, alcorque), Corriente (alcorque); Dozy II,334; R. Dozy, Dictionnaire … des vêtements, 1845, 362 f.; (2) De Vries (kurk); Pfeifer, DWB (Kork); OED (cork); (3) Kretschmer 368 f.; G.



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